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Karin Abram - Fachleute für den Frieden
12.9.2006, Foto Rainer Girardi - Baka 2005
Die Friedensarbeit ist ein breit gefächertes und relativ neues Arbeitsfeld, das viele Tätigkeiten einschließt, von der Konfliktbearbeitung und der Mediation über die Friedenserziehung bis hin zum zivilen Peacekeeping und die Menschenrechtsarbeit. Im September 2006 bietet die Italienische Berufsbildung die bereits dritte Ausgabe des Kurses für Fachleute für den Frieden an. Der Kurs wird heuer erstmals von der Universität Bologna als Master der Grundstufe anerkannt, nachdem die Universität Bozen bedauerlicherweise eine schon mehrjährige Zusammenarbeit aufgekündigt hat.
Der Kurs zeichnet sich vor allem durch den interdisziplinären Ansatz und die Praxisbezogenheit aus. So wird einerseits Wert darauf gelegt, Grundwissen in den Bereichen der humanitären Hilfe, der Entwicklungszusammenarbeit, der Konflikt- und Friedensforschung sowie im internationalen Recht zu vermitteln, andererseits geht es darum, Zusammenhänge aufzuzeigen indem Querverbindungen zu anderen Themenbereichen hergestellt werden. Ziel der Ausbildung ist es konkrete Fertigkeiten zu vermitteln. Es gilt Personen auszubilden, die aufgrund ihrer Fähigkeiten und ihrer Sensibilität einen konkreten Beitrag zur Konfliktbearbeitung leisten können, indem sie vor allem im Rahmen ziviler Friedenseinsätze dazu beitragen, Spannungen abzubauen und den Dialog zu fördern. In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass ein Friedensarbeiter nicht nur im Ausland zum Einsatz kommt, sondern ebenso hierzulande in der Friedenserziehung oder als Mediator in einem Nachbarschaftskonflikt tätig sein kann.
Insgesamt ist es ein komplexer Lehrgang, der den Teilnehmern großen persönlichen Einsatz und viel Eigeninitiative abverlangt, da die Einsatzmöglichkeiten vielfältig sind und jeder einzelne sich je nach Interessen, Ausbildung und Arbeitserfahrung einen eigenen beruflichen Weg erarbeiten muss. Von den bisherigen Kursabgängern haben sich einige dazu entschlossen, im Inland zu bleiben und arbeiten nun unter anderem in der Betreuung von Obdachlosen, haben Entwicklungsprojekte initiiert oder spezialisieren sich im Bereich Mediation in Schulen oder in Stadtvierteln. Andere wiederum haben den Schritt ins Ausland gewagt und waren bzw. sind sowohl in UNO–Einsätzen als auch mit NGOs in Ländern wie Zypern, Kosovo, Elfenbeinküste, Palästina, Äthiopien, Nepal, Burundi, Mozambique und Sudan tätig.
Die Gegebenheiten vor Ort haben natürlich auch den Lehrgang beeinflusst: So werden im Rahmen der Vorlesungen der Minderheitenschutz und das Südtiroler Autonomiemodell erörtert und diskutiert. Auch Südtiroler wie Alexander Langer oder Josef Mayr-Nusser, der sich geweigert hat, den Eid auf Hitler zu leisten und dafür mit dem Leben gezahlt hat, werden vorgestellt. Alexander Langer hat bereits Anfang der Neunziger Jahre im Europaparlament die Idee eines internationalen zivilen Friedenskorps entwickelt, mit dem Ziel unter Einbindung der NGOs zivile Fachleute in Konfliktgebiete zu entsenden und zum Wiederaufbau beizutragen.
Die Figur des Friedensarbeiters ist als solche weder auf nationaler noch auf internationaler Ebene anerkannt, aber es gibt zahlreiche Bestrebungen zur einheitlichen Definition des Profils. Auf italienischer Ebene hat sich auf Initiative der Italienischen Berufsbildung ein interregionales Netzwerk gebildet, an dem sich die Autonome Provinz Bozen, die Regionen Kampanien, Toskana, Marche, Piemont, Sardinien und Umbrien beteiligen. Im Rahmen dieses Projekts bieten einige der beteiligten Regionen Kurse für Friedensarbeiter nach dem hiesigen Modell an. Überdies ist eine Studie in Auftrag gegeben worden, die die Ausbildungsangebote und Arbeitsmöglichkeiten im Bereich der Friedensarbeit untersucht, mit dem Ziel ein auf nationaler Ebene anerkanntes Berufsbild zu entwickeln. Die Ergebnisse dieser italienweiten Studie werden am 28. September 2006 im Rahmen einer internationalen Tagung in Bozen der Öffentlichkeit vorgestellt und mit politischen Entscheidungsträgern und Fachleuten aus dem In- und Ausland diskutiert.