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Die Stiftung Stava 1985 Onlus

27.4.2010

Am 19. Juli 1985 bricht der Damm der Bergwerks-Deponie von Prestavèl. Eine verheerende Schlammlawine wälzt sich talwärts und bringt Tod und Zerstörung. 64 Gemeinden in 23 Provinzen und 11 Regionen Italiens sind von der Katastrophe betroffen.

Stava ist eines der schwersten Unglücke in der Menschheitsgeschichte, das durch den Bruch einer Bergwerks-Deponie verursacht wurde. Mit 268 Opfern und mehr als 133 Millionen Euro Sachschaden ist es außerdem eine der größten Industriekatastrophen, die Italien je erleben musste.

Von den Familienangehörigen der Opfer des Stavatals wurde 2003 die Stiftung „Stava 1985 Onlus“ ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder sind die Vereinigung der Hinterbliebenen „Associazione Sinistrati Val di Stava“, die Magnifica Comunità di Fiemme sowie die Gemeinden Tesero, Longarone und Cavalese.

Die Stiftung „Stava 1985 Onlus“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein „aktives Gedenken” (so nannte es der damalige italienische Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi, als er der Stiftung seine Schirmherrschaft gewährte) an die Katastrophe und deren Opfer zu bewahren und die Erinnerung daran lebendig zu halten. Die Stiftung will sich aber nicht nur auf ein kontemplatives Gedenken an die tragischen Ereignisse beschränken, sondern gleichzeitig zur Bewusstseinsbildung beitragen und das Verantwortungsgefühl fördern, das in Stava damals gefehlt hatte.

Hauptanliegen der Stiftung ist es, fundiertes Wissen über das Unglück zu verbreiten und die moralische Sensibilisierung zu fördern. Information, Ausbildung und Erinnerungskultur bilden daher die Schwerpunkte der Stiftungs-Tätigkeit.

Die Informationsarbeit stützt sich im Wesentlichen auf die Webseite www.stava1985.it, auf das Dokumentationszentrum (das einen Lehrpfad mit 24 Schautafeln besitzt und in dem der Kurzfilm von Gabriele Cippollitti „Stava 19 luglio“ mit Andrea Castelli und Jugendlichen von Tesero gezeigt wird) und auf den Erinnerungsweg am Monte Prestavèl, wo sich das Bergwerk und die beiden Absetzbecken befanden. Zudem wurde von der Stiftung umfangreiches Dokumentations- und Informationsmaterial in italienischer, englischer und deutscher Sprache ausgearbeitet, mit dem die Thematik, je nach Kenntnisgrad und Interesse, auf verschiedene Art und Weise erarbeitet werden kann.

Außerdem hat die Stiftung verschiedene Bildungsprojekte gestartet, die dazu beitragen sollen, dass Sicherheit künftig oberste Priorität besitzt, dass Unfällen mehr als bisher vorgebeugt wird und dass Raumplanung ausschließlich ordnungsgemäß erfolgt. Die Bildungsprojekte umfassen eine geschichtliche Umweltbildung für OberschülerInnen und Lehrkräfte, einen Lehrpfad entlang der Schauplätze der Katastrophe, eine Wanderausstellung sowie einen Masterkurs zweiten Grades, unter dem Titel „Analyse und Verwaltung geotechnischer Systeme”, der von der Universität Trient zusammen mit dem Polytechnikum Turin und der Universität Modena und Reggio Emilia organisiert wird. Außerdem wird an einem postuniversitären Lehrgang für junge AkademikerInnen und TechnikerInnen der mineralgewinnenden Industrie und der öffentlichen Verwaltung gearbeitet, mit dem Fachleute ausgebildet werden sollen, die für die Sicherheit der geotechnischen Systeme – und dabei vor allem der Stauanlagen und der Abfall-Deponien der mineralgewinnenden Industrie - verantwortlich sind.

Leider ist die Katastrophe von Stava weder ein Zufall oder Einzelfall noch ein außerordentliches Ereignis. Bereits vor Stava hatten sich weltweit mehr als 40 ähnlich gelagerte Unglücke ereignet, die Hunderte von Menschenleben forderten und erhebliche Umweltschäden verursachten. Aber auch nach Stava gab es immer wieder derartige Unfälle, durchschnittlich zwei pro Jahr; bis heute sind es 45. Das schwerste davon ereignete sich am 8. September 2008 in Taoshi in China, wo mehr als 250 Menschen ums Leben kamen.

Vor diesem Hintergrund erklären sich die Bemühungen der Stiftung um die Ausbildung von Fachkräften, die solche Unfälle künftig vermeiden helfen sollen. Darüber hinaus zielt die Stiftung auch darauf ab, eine Kultur des sorgsamen und respektvollen Umgangs mit der Natur zu fördern.

Neben den diversen Veranstaltungen, die die Stiftung anlässlich des Stava-Gedenktags am 19. Juli organisiert, betreibt sie auch umfangreiche Erinnerungs­arbeit.

So arbeitet sie in Zusammenarbeit mit dem Museo Storico in Trient an einem Projekt, das unter dem Titel „Progetto Memoria” die verschiedenen Fragmente des kollektiven Gedächtnisses zum Stava-Unglück sammelt, katalogisiert und archiviert. Die Datenbank, die daraus entsteht, soll ForscherInnen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Soziologie, Schutz des ländlichen Raumes, Umweltschutz, Geologie, Geotechnik, Psychologie und Zivilschutz zur Verfügung gestellt werden.

Darüber hinaus macht sich die Stiftung zusammen mit der Gemeinde Tesero (die die Stiftungs-Tätigkeit stets unterstützt hat) dafür stark, dass die Katastrophe von Sgorigrad in Bulgarien der Vergessenheit entrissen und wieder ins kollektive Gedächtnis gerufen wird. Ähnlich wie in Stava 19 Jahre später brach am 1. Mai 1966 in Sgorigrad der Damm des Absetzbeckens der Zink- und Bleimine. Dabei entwickelte sich eine Schlammlawine, die das unterhalb des Absetzbeckens liegende Dorf teilweise zerstörte.

Die Veranstaltungen, die anlässlich des bevorstehenden 25. Jahrestages in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Tesero und der Autonomen Provinz Trient stattfinden werden, sollen die moralische Wiedergeburt der Gemeinschaft der Hinterbliebenen bekräftigen und den nunmehr vollendeten Wiederaufbau des Stavatals unterstreichen.

 

27. April 2010

pro dialog