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Ibu Robin Lim Alexander-Langer-Preisträgerin 2006 - BEGRÜNDUNG

29.9.2006, Stiftung
Die 49jährige Ibu Robin Lim lebt in Bali mit ihrem Mann, ihren sieben Kindern und ihrer Enkeltochter. Sie ist verschiedenartiger Abstammung, ihr
e Familiengeschichte führt durch Amerika, Indonesien, China, die Philippinen, Deutschland und Irland. Diese Komplexität spiegelt sich auch in der Vielfältigkeit ihrer Arbeit und ihrer Persönlichkeit wieder. Ibu Robin ist eine Umweltschützerin, eine Pazifistin, eine Dichterin, vor allem ist sie aber eine langjährige Hebamme, die altes Frauenwissen mit erworbenem gründlichem Fachwissen zu vereinen weiß. Ihre Berufs- und Lebenserfahrungen hat sie auch in diversen Büchern zu Papier gebracht. Sie hat sich hohe bzw. schwierige Ziele gesetzt. So kämpft sie etwa dagegen, dass Frauen ihres jahrhundertealten Wissens durch Ärzte beraubt werden, denn diese Entwicklung, die im 19. Jh. in Europa ihren Anfang nahm, hat nun auch Indonesien erreicht, wo die Medikalisierung und Technisierung der Geburt immer mehr um sich greift. Sie will den werdenden Müttern kompetent und dennoch liebevoll beistehen, um ihnen zu einer gewaltlosen und natürlichen Geburt zu verhelfen. Diese sanfte Art versucht sie möglichst überall zu verbreiten, auch dort „wo man nur fliegend hinkommt“ – daher trägt sie auch die Übernamen „Rotkehlchen“ oder „barfüßige Hebamme“. 1994 gründete sie die Non-Proft-Organisation Yayasan Bumi Sehat (was bezeichnenderweise Stiftung, unverseuchte/gesunde/ glückliche (Mutter) Erde/Welt/Land/Boden bedeutet), damit sie weiterhin als Hebamme von Dorf zu Dorf ziehen, gleichzeitig aber auch eine Anlauf- und Beratungsstelle für Mütter bieten kann.
Die Flutkatastrophe am 26. Dezember 2004 markiert einen Wendepunkt in ihrem Leben. Ibu Robin fuhr sofort in die vom Beben verwüstete Region Aceh, die den nördlichen Teil der indonesischen Insel Sumatra bildet. Lediglich 20 % der Bevölkerung hatten in dieser Region den Tsunami überlebt, das soziale Netz war vollkommen zusammengebrochen und die Überlebenden waren schwer traumatisiert. Sofort begann Robin, medizinische und notfallpsychologische Hilfe zu leisten. Mit ihr arbeiten seither wahrhaftige Überlebensgruppen, die „Vitaminengel“, wie sie von der IDEP Foundation in Bali genannt werden. (Die IDEP Foundation ist eine Organisation, die die Tätigkeit von Ibu Robin unterstützt - so wie hier in Italien der Verein „Il Melograno“. Sie betreibt Informationsstellen für Mutterschaft und Geburt in zahlreichen Provinzen.)
Die Hilfsarbeiten in Aceh werden durch zahllose Probleme erschwert, aber Ibu Robin kann sich auf ihre langjährige Erfahrung stützen. Ausgehend von der problematischen Versorgungslage im Sanitätsbereich auf Bali, beschließt sie, in ihrer Ambulanz auch die Verwandten zu versorgen, die die Frauen manchmal mitnehmen. So entwickelte sich ihre Ambulanz nach und nach zu einer Ambulanz-Beratungsstelle für die ganze Bevölkerung, zu einer Art Schutzort, in dem die religiösen und politischen Spannungen entschärft werden. Da sie die traditionelle chinesische Medizin und die Homöopathie praktiziert und natürliche Heilmittel verwendet, legte sie einen eigenen Kräutergarten an. Sie versucht ihr Wissen über die Pflanzenheilkunde zu verbreiten und vereint dabei balinesische, philippinische, hawaianische und malayische Tradition und Kultur. Ibu Robin tauschte sich mit Heilern aus und organisierte eine kleine Kräuterverarbeitungsstelle. Für einige Mütter konnten sogar Arbeitsplätze geschaffen werden: sie sind nun mit der Zubereitung von Babypuder und Pflanzenheilmitteln beschäftigt oder stellen handwerkliche Gegenstände oder Säuglingsbekleidung her. Für den Verkauf der Produkte wurde sogar eigens ein kleines Geschäft eingerichtet. Und das alles in einem kleinen Dörfchen in der Nähe der Stadt Ubud.
In Aceh förderte Ibu Robin den Bau eines Bürgerzentrums mit einer Klinik, einem Gemeinschaftssaal, einer Küche, einer Toilette und einem Kinderspielplatz. Zudem bauten die Stiftungen Bumi Sehat und IDEP bald nach der Flutkatastrophe ein Krankenhaus auf, in dem trotz mangelnder Blutreserven, zerstörter Stromlinien und hoher Ölkosten für die Generatoren - also im absoluten Notstand - monatlich bis zu 1500 Patienten versorgt wurden – darunter Malariakranke und Verletzte, die sofort operiert werden mussten.
Ibu Robin beeindruckt besonders durch ihre Standhaftigkeit und ihr Erfahrungswissen. Ihr Handeln ist aber gleichzeitig stets von Liebe geprägt. Als sie zum ersten Mal in einem muslimischen Umfeld arbeitet und bemerkt, dass sich die Frauen nicht einmal nach der Flutkatastrophe unbedeckt außer Haus wagen, löst sie die Situation, indem sie einfach mehrere Meter Stoff besorgt. Dank solcher Entscheidungen hatte sie auch nie größere Kommunikationsprobleme.
Dass sie auch in extrem heiklen Situationen in derselben Weise vorgeht, kann sich jeder gut vorstellen. In Aceh tobt seit vielen Jahrzehnten ein blutiger Bürgerkrieg, bei dem sich beide Seiten schwerer Menschenrechtsverletzungen schuldig gemacht haben. Ibu Robin weigert sich daher, für die Rebellen der „Bewegung Freies Aceh“ oder für die indonesische Regierung Partei zu nehmen. Auch nach dem Waffenstillstand, der angesichts der Flutkatastrophe vereinbart worden war, verhält sie sich absolut neutral, weil dies ihrer Ansicht nach der einzige Weg ist, um allen gleichermaßen helfen zu können. Entsprechend heftig reagierte sie auch auf Proteste, die durch die Liebe eines christlichen freiwilligen Mitarbeiters zu einer moslemische Indonesierin ausgelöst wurden. Das Krankenhaus, so Ibu Robin, sei ohne Grenzen oder Einschränkungen für alle da. Ihr Haltung sollte keineswegs missverstanden werden, so als wolle sie sich nicht in die Politik einmischen. Vielmehr zeugt ihr Verhalten davon, dass Robin vor allem auf der Ebene der Gefühle, der persönlichen Erfahrungen sowie des psychologischen und körperlichen Kontakts arbeiten will.
Zu den Lehren, die uns Ibu Robin vermittelt, zählt die Überzeugung, dass Leidende Schönheit brauchen und dass die Schwäche in eine Kraftquelle umgewandelt werden kann und muss. Dass in Bali „die ärmsten Frauen die schönsten Geburten erleben, die nicht einmal eine teure Klinik bieten kann“, zählt zu ihren schönsten Erfolgen. Zu ihren interessantesten Initiativen zählt die Vorstellung einer Dichterin aus Aceh anlässlich eines Schriftstellerfestivals in Bali. Damit wollte Robin das gängige Bild der Region als Katastrophen- und Notgebiet ändern und zeigen, dass Aceh auch ein Land ist, das Poesie und geistigen Reichtum besitzt. Die Initiative war gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie man den Opfern Wichtigkeit verleiht und wie man sie Verantwortung zu tragen lehrt, im Kampf um ihre eigene Rettung.

Unter dem Vorsitz von Annamaria Gentili hat das Wissenschafts- und Garantiekomitee der Alexander-Langer-Stiftung - zusammengesetzt aus Gianni Tamino, Anna Bravo, Ursula Apitzsch, Barbara Bertoncin, Edi Rabini, Fabio Levi, Francesco Palermo, Franco Travaglini, Liliana Cori, Pinuccia Montanari, Margit Pieber, Grazia Barbiero, Helmuth Moroder und Mao Valpiana - beschlossen, den internationalen Alexander-Langer-Preis 2006 Ibu Robin Lim, Mitbegründerin und freiwillige Mitarbeiterin der Non-Profit-Organisation Yayasan Bumi Sehat, zu verleihen. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Stiftung Südtiroler Sparkasse zur Verfügung gestellt.































Ibu Robin Lim Alexander-Langer-Preisträgerin 2006
Begründung


Unter dem Vorsitz von Annamaria Gentili hat das Wissenschafts- und Garantiekomitee der Alexander-Langer-Stiftung - zusammengesetzt aus Gianni Tamino, Anna Bravo, Ursula Apitzsch, Barbara Bertoncin, Edi Rabini, Fabio Levi, Francesco Palermo, Franco Travaglini, Liliana Cori, Pinuccia Montanari, Margit Pieber, Grazia Barbiero, Helmuth Moroder und Mao Valpiana - beschlossen, den internationalen Alexander-Langer-Preis 2006 Ibu Robin Lim, Mitbegründerin und freiwillige Mitarbeiterin der Non-Profit-Organisation Yayasan Bumi Sehat, zu verleihen. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Stiftung Südtiroler Sparkasse zur Verfügung gestellt.


Die 49jährige Ibu Robin Lim lebt in Bali mit ihrem Mann, ihren sieben Kindern und ihrer Enkeltochter. Sie ist verschiedenartiger Abstammung, ihre Familiengeschichte führt durch Amerika, Indonesien, China, die Philippinen, Deutschland und Irland. Diese Komplexität spiegelt sich auch in der Vielfältigkeit ihrer Arbeit und ihrer Persönlichkeit wieder. Ibu Robin ist eine Umweltschützerin, eine Pazifistin, eine Dichterin, vor allem ist sie aber eine langjährige Hebamme, die altes Frauenwissen mit erworbenem gründlichem Fachwissen zu vereinen weiß. Ihre Berufs- und Lebenserfahrungen hat sie auch in diversen Büchern zu Papier gebracht. Sie hat sich hohe bzw. schwierige Ziele gesetzt. So kämpft sie etwa dagegen, dass Frauen ihres jahrhundertealten Wissens durch Ärzte beraubt werden, denn diese Entwicklung, die im 19. Jh. in Europa ihren Anfang nahm, hat nun auch Indonesien erreicht, wo die Medikalisierung und Technisierung der Geburt immer mehr um sich greift. Sie will den werdenden Müttern kompetent und dennoch liebevoll beistehen, um ihnen zu einer gewaltlosen und natürlichen Geburt zu verhelfen. Diese sanfte Art versucht sie möglichst überall zu verbreiten, auch dort „wo man nur fliegend hinkommt“ – daher trägt sie auch die Übernamen „Rotkehlchen“ oder „barfüßige Hebamme“. 1994 gründete sie die Non-Proft-Organisation Yayasan Bumi Sehat (was bezeichnenderweise Stiftung, unverseuchte/gesunde/ glückliche (Mutter) Erde/Welt/Land/Boden bedeutet), damit sie weiterhin als Hebamme von Dorf zu Dorf ziehen, gleichzeitig aber auch eine Anlauf- und Beratungsstelle für Mütter bieten kann.
Die Flutkatastrophe am 26. Dezember 2004 markiert einen Wendepunkt in ihrem Leben. Ibu Robin fuhr sofort in die vom Beben verwüstete Region Aceh, die den nördlichen Teil der indonesischen Insel Sumatra bildet. Lediglich 20 % der Bevölkerung hatten in dieser Region den Tsunami überlebt, das soziale Netz war vollkommen zusammengebrochen und die Überlebenden waren schwer traumatisiert. Sofort begann Robin, medizinische und notfallpsychologische Hilfe zu leisten. Mit ihr arbeiten seither wahrhaftige Überlebensgruppen, die „Vitaminengel“, wie sie von der IDEP Foundation in Bali genannt werden. (Die IDEP Foundation ist eine Organisation, die die Tätigkeit von Ibu Robin unterstützt - so wie hier in Italien der Verein „Il Melograno“. Sie betreibt Informationsstellen für Mutterschaft und Geburt in zahlreichen Provinzen.)
Die Hilfsarbeiten in Aceh werden durch zahllose Probleme erschwert, aber Ibu Robin kann sich auf ihre langjährige Erfahrung stützen. Ausgehend von der problematischen Versorgungslage im Sanitätsbereich auf Bali, beschließt sie, in ihrer Ambulanz auch die Verwandten zu versorgen, die die Frauen manchmal mitnehmen. So entwickelte sich ihre Ambulanz nach und nach zu einer Ambulanz-Beratungsstelle für die ganze Bevölkerung, zu einer Art Schutzort, in dem die religiösen und politischen Spannungen entschärft werden. Da sie die traditionelle chinesische Medizin und die Homöopathie praktiziert und natürliche Heilmittel verwendet, legte sie einen eigenen Kräutergarten an. Sie versucht ihr Wissen über die Pflanzenheilkunde zu verbreiten und vereint dabei balinesische, philippinische, hawaianische und malayische Tradition und Kultur. Ibu Robin tauschte sich mit Heilern aus und organisierte eine kleine Kräuterverarbeitungsstelle. Für einige Mütter konnten sogar Arbeitsplätze geschaffen werden: sie sind nun mit der Zubereitung von Babypuder und Pflanzenheilmitteln beschäftigt oder stellen handwerkliche Gegenstände oder Säuglingsbekleidung her. Für den Verkauf der Produkte wurde sogar eigens ein kleines Geschäft eingerichtet. Und das alles in einem kleinen Dörfchen in der Nähe der Stadt Ubud.
In Aceh förderte Ibu Robin den Bau eines Bürgerzentrums mit einer Klinik, einem Gemeinschaftssaal, einer Küche, einer Toilette und einem Kinderspielplatz. Zudem bauten die Stiftungen Bumi Sehat und IDEP bald nach der Flutkatastrophe ein Krankenhaus auf, in dem trotz mangelnder Blutreserven, zerstörter Stromlinien und hoher Ölkosten für die Generatoren - also im absoluten Notstand - monatlich bis zu 1500 Patienten versorgt wurden – darunter Malariakranke und Verletzte, die sofort operiert werden mussten.
Ibu Robin beeindruckt besonders durch ihre Standhaftigkeit und ihr Erfahrungswissen. Ihr Handeln ist aber gleichzeitig stets von Liebe geprägt. Als sie zum ersten Mal in einem muslimischen Umfeld arbeitet und bemerkt, dass sich die Frauen nicht einmal nach der Flutkatastrophe unbedeckt außer Haus wagen, löst sie die Situation, indem sie einfach mehrere Meter Stoff besorgt. Dank solcher Entscheidungen hatte sie auch nie größere Kommunikationsprobleme.
Dass sie auch in extrem heiklen Situationen in derselben Weise vorgeht, kann sich jeder gut vorstellen. In Aceh tobt seit vielen Jahrzehnten ein blutiger Bürgerkrieg, bei dem sich beide Seiten schwerer Menschenrechtsverletzungen schuldig gemacht haben. Ibu Robin weigert sich daher, für die Rebellen der „Bewegung Freies Aceh“ oder für die indonesische Regierung Partei zu nehmen. Auch nach dem Waffenstillstand, der angesichts der Flutkatastrophe vereinbart worden war, verhält sie sich absolut neutral, weil dies ihrer Ansicht nach der einzige Weg ist, um allen gleichermaßen helfen zu können. Entsprechend heftig reagierte sie auch auf Proteste, die durch die Liebe eines christlichen freiwilligen Mitarbeiters zu einer moslemische Indonesierin ausgelöst wurden. Das Krankenhaus, so Ibu Robin, sei ohne Grenzen oder Einschränkungen für alle da. Ihr Haltung sollte keineswegs missverstanden werden, so als wolle sie sich nicht in die Politik einmischen. Vielmehr zeugt ihr Verhalten davon, dass Robin vor allem auf der Ebene der Gefühle, der persönlichen Erfahrungen sowie des psychologischen und körperlichen Kontakts arbeiten will.
Zu den Lehren, die uns Ibu Robin vermittelt, zählt die Überzeugung, dass Leidende Schönheit brauchen und dass die Schwäche in eine Kraftquelle umgewandelt werden kann und muss. Dass in Bali „die ärmsten Frauen die schönsten Geburten erleben, die nicht einmal eine teure Klinik bieten kann“, zählt zu ihren schönsten Erfolgen. Zu ihren interessantesten Initiativen zählt die Vorstellung einer Dichterin aus Aceh anlässlich eines Schriftstellerfestivals in Bali. Damit wollte Robin das gängige Bild der Region als Katastrophen- und Notgebiet ändern und zeigen, dass Aceh auch ein Land ist, das Poesie und geistigen Reichtum besitzt. Die Initiative war gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie man den Opfern Wichtigkeit verleiht und wie man sie Verantwortung zu tragen lehrt, im Kampf um ihre eigene Rettung.














































































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