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Erkennungszeichen

1.6.1963, aus: Offenes Wort Juni 1963
Wenn wir durch eine Straße gehen, oder uns bei irgendeiner Versammlung die Leute anschauen, so sehen wir oft, daß jemand am Rock oder am Mantel ein Abzeichen trägt. Wenn wir da die Farben einer Fußballmannschaft erblicken, wissen wir sofort, zu wem der Betreffende hält. Ebenso, wenn wir das Christuszeichen sehen; wir wissen dann, daß wir es mit einem Angehörigen einer christlichen Gemeinschaft, eines Jugendbundes, einer Kongregation zu tun haben. Wenn wir ein Parteiabzeichen erkennen, können wir daraus die politische Einstellung entnehmen. Und schon gar bei ganzen Trachten oder Uniformen: wir wissen, wann wir einen Soldaten, wann eine Klosterfrau, wann einen Polizisten und wann einen Straßenkehrer vor uns haben. Auch die Sprache gibt uns Aufschluß über unsere Mitmenschen: wir unterscheiden dadurch den Skandinavier vom Franzosen, den Engländer vom Griechen, ja sogar den Sarner vom Kalterer. Aussehen, Hautfarbe, Alter, usw. helfen uns zu bestimmen, wer oder was unser Nebenmensch ist. Und wenn mehrere Menschen gemeinsam durch solche Erkennungsmerkmale auffallen, dann wissen wir, daß sie zusammengehören.

Jetzt aber frage ich, - und mir schient diese Frage wesentlich: wodurch können wir einen Christen erkennen, wodurch ihn vom Nichtchristen unterschieden, wodurch ihn im Alltag aus einer Menge verschiedener Menschen herausfinden, wodurch eine Gemeinschaft von Christen sicher identifizieren?

Kann vielleicht das Konzil eine Einheitskleidung für alle Christen (oder wenigstens alle Katholiken) einführen? Stellen wir uns das einmal vor: 800 - 900 Millionen (bzw. 500) Christen alle in blauer, grüner, roter, schwarz-weißer oder sonst einer Kleidung! Dadurch wäre zweifellos ein Erkennungszeichen ergeben; zugleich aber ebenso ein berechtigter Grund zum mitleidigen Lächeln von vielen Seiten. Denn das müßte ja urkomisch und lächerlich aussehen, und wäre zudem äußerst unzweckmäßig! Der christliche Eskimo gleich gekleidet wie der christliche Afrikaner! - So also ginge es nicht. Aber vielleicht könnten die Konzilsväter an ein einheitliches Abzeichen denken: jeder Christ ein Kreuz um den Hals oder angesteckt, oder eine Armbinde in einer bestimmten Farbe, oder vielleicht lieber am Finger einen Ring? Dann wüßten wir es auch sofort, wenn wir einen Christen vor uns hätten. Wenn wir uns aber auch die Verwirklichung eines solchen Planes ernsthaft vorstellen, so müssen wir wohl gleich die Unmöglichkeit einsehen: ein Abzeichen kann man verlieren, es kann verboten werden, es kann übersehen werden. Haben wir noch Vorschläge für das Konzil? Vielleicht einen einheitlichen christlichen Haarschnitt? -

So geht es also nicht. Außerdem hieße ein solcher Vorschlag, das Christentum zur Uniform machen, die "Freiheit der Kinder Gottes" beschneiden, ganz abgesehen von allen technischen Schwierigkeiten.

Aber es muß doch eine Möglichkeit geben! Denn es ist notwendig, daß die Christen zusammenstehe, ganz gleich, ob sie sich durch Sprache, Hautfarbe, Alter, Beruf oder sonstwie unterscheiden. - Warum das nötig ist? Warum die Christen einander erkennen sollen, um zusammenzustehen? - Das ist ja das Testament Christi, seine Bitte an den Vater: "Daß sie alle eins seien." Als Christen müssen wir doch untereinander eins sein, das ist ja das, worum Christus in seinem letzten, größten und schönsten Gebet betete! Und heute wird diese Einheit der Christen mehr als je als eine dringende Erfordernis erkannt, da wir Christen ja selbst im christlichen Europa in die Verteidigung gedrängt sind.

Also müssen wir doch diese Einheit und Zusammengehörigkeit irgendwie ausdrücken!

Und um ein Erkennungszeichen brauchen wir doch wirklich nicht lange zu suchen! Auch das hat uns Christus ERKENNUNGSZEICHEN

Offenes Wort Juni 1963

Wenn wir durch eine Straße gehen, oder uns bei irgendeiner Versammlung die Leute anschauen, so sehen wir oft, daß jemand am Rock oder am Mantel ein Abzeichen trägt. Wenn wir da die Farben einer Fußballmannschaft erblicken, wissen wir sofort, zu wem der Betreffende hält. Ebenso, wenn wir das Christuszeichen sehen; wir wissen dann, daß wir es mit einem Angehörigen einer christlichen Gemeinschaft, eines Jugendbundes, einer Kongregation zu tun haben. Wenn wir ein Parteiabzeichen erkennen, können wir daraus die politische Einstellung entnehmen. Und schon gar bei ganzen Trachten oder Uniformen: wir wissen, wann wir einen Soldaten, wann eine Klosterfrau, wann einen Polizisten und wann einen Straßenkehrer vor uns haben. Auch die Sprache gibt uns Aufschluß über unsere Mitmenschen: wir unterscheiden dadurch den Skandinavier vom Franzosen, den Engländer vom Griechen, ja sogar den Sarner vom Kalterer. Aussehen, Hautfarbe, Alter, usw. helfen uns zu bestimmen, wer oder was unser Nebenmensch ist. Und wenn mehrere Menschen gemeinsam durch solche Erkennungsmerkmale auffallen, dann wissen wir, daß sie zusammengehören.

Jetzt aber frage ich, - und mir schient diese Frage wesentlich: wodurch können wir einen Christen erkennen, wodurch ihn vom Nichtchristen unterschieden, wodurch ihn im Alltag aus einer Menge verschiedener Menschen herausfinden, wodurch eine Gemeinschaft von Christen sicher identifizieren?

Kann vielleicht das Konzil eine Einheitskleidung für alle Christen (oder wenigstens alle Katholiken) einführen? Stellen wir uns das einmal vor: 800 - 900 Millionen (bzw. 500) Christen alle in blauer, grüner, roter, schwarz-weißer oder sonst einer Kleidung! Dadurch wäre zweifellos ein Erkennungszeichen ergeben; zugleich aber ebenso ein berechtigter Grund zum mitleidigen Lächeln von vielen Seiten. Denn das müßte ja urkomisch und lächerlich aussehen, und wäre zudem äußerst unzweckmäßig! Der christliche Eskimo gleich gekleidet wie der christliche Afrikaner! - So also ginge es nicht. Aber vielleicht könnten die Konzilsväter an ein einheitliches Abzeichen denken: jeder Christ ein Kreuz um den Hals oder angesteckt, oder eine Armbinde in einer bestimmten Farbe, oder vielleicht lieber am Finger einen Ring? Dann wüßten wir es auch sofort, wenn wir einen Christen vor uns hätten. Wenn wir uns aber auch die Verwirklichung eines solchen Planes ernsthaft vorstellen, so müssen wir wohl gleich die Unmöglichkeit einsehen: ein Abzeichen kann man verlieren, es kann verboten werden, es kann übersehen werden. Haben wir noch Vorschläge für das Konzil? Vielleicht einen einheitlichen christlichen Haarschnitt? -

So geht es also nicht. Außerdem hieße ein solcher Vorschlag, das Christentum zur Uniform machen, die "Freiheit der Kinder Gottes" beschneiden, ganz abgesehen von allen technischen Schwierigkeiten.

Aber es muß doch eine Möglichkeit geben! Denn es ist notwendig, daß die Christen zusammenstehe, ganz gleich, ob sie sich durch Sprache, Hautfarbe, Alter, Beruf oder sonstwie unterscheiden. - Warum das nötig ist? Warum die Christen einander erkennen sollen, um zusammenzustehen? - Das ist ja das Testament Christi, seine Bitte an den Vater: "Daß sie alle eins seien." Als Christen müssen wir doch untereinander eins sein, das ist ja das, worum Christus in seinem letzten, größten und schönsten Gebet betete! Und heute wird diese Einheit der Christen mehr als je als eine dringende Erfordernis erkannt, da wir Christen ja selbst im christlichen Europa in die Verteidigung gedrängt sind.

Also müssen wir doch diese Einheit und Zusammengehörigkeit irgendwie ausdrücken!

Und um ein Erkennungszeichen brauchen wir doch wirklich nicht lange zu suchen! Auch das hat uns Christus schon gegeben! Er hat uns immer wieder aufgetragen, einander zu lieben, und hat uns auch gesagt, daß die Welt daran seine Jünger erkennen wird. Die Liebe muß unser Erkennungszeichen sein: jene Liebe, von der der hl. Paulus im 1. Korintherbrief (13. Kap.) sagt, sie übertreffe alle anderen Vorzüge, jene Liebe, die der hl. Johannes seiner Gemeinde immer wieder predigte. Jene Liebe, die den eigenen Vorteil zurückstellt und den des Nächsten sucht, die sich selbst um des Bruders willen vergißt, die in jedem Menschen ihren Ausgangspunkt und ihr Ziel sieht: nämlich Christus.

Dieses Erkennungszeichen kann uns nicht genommen werden, das kann überall und immer getragen werden, das ist sicher nie Uniform und wirkt nie lächerlich.

Denken wir kurz über uns selbst nach: kann man von uns sagen: "Seht, wie sie einander lieben!", wie man voll Staunen über die Christen der Urgemeinden sagte?

Und lieben wir nicht nur Christen, sondern auch Nichtchristen, denen wir durch unsere Liebe Christus bringen?

Ich glaube, man kann uns, so wie wir heute leben, kaum als Christen erkennen. Und doch ist es Christi Testament, das uns die hohe Pflicht der Liebe noch einmal, am eindringlichsten, auferlegt.

miles
pro dialog