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Das Talent, in Konfliktsituationen zu agieren. EM, die andere, Franzmagazine, 01.07.16

12.7.2016

di Kunigunde Weissenegger

Die einen raus, die anderen rein, Tragödien zu Wasser und Land, die nicht enden – sehr salopp geschrieben. In Bozen findet seit 1997 eine Tagung statt, die mutig und unabhängig den Blick auf diese Entwicklungen und Herausforderungen lenkt und agiert (!) und an ebensolche Menschen den Internationalen Alexander-Langer-Preis verleiht. Hinter der Tagung und dem Preis steht eine Stiftung und dahinter die Arbeit eines Teams, allen voran Giulia Levi, Monika Weissensteiner und Edi Rabini. Trotz und gerade wegen der anstehenden Euromediterranea am 1. und 2. Juli 2016 zum Thema “Sguardi diversi sullo spazio euromediterraneo – Für ein wünschenswertes Europa“ haben sie sich Zeit genommen, auf ein paar Fragen zu antworten. Lest und stellt euch.  

Zunächst: Wer seid ihr? Wer arbeitet in eurem Team, in der Stiftung? 

Die Alexander Langer Stiftung Onlus wurde 1999 dank der Mitarbeit und der Unterstützung zahlreicher Freunde, Vereinigungen und Institutionen gegründet. Die Stiftung hat zum Ziel, Gruppen und Einzelpersonen zu unterstützen, die mit ihrer Arbeit dazu beitragen, das Erbe und die Ideen Alexander Langers wach zu halten und seinen Einsatz im zivilen, kulturellen und sozialen Bereich fortzuführen (Art. 2 des Statutes). Das heißt, die Stiftung fördert Menschen, die große Ideen verfechten und gleichzeitig nie die Politik der kleinen Schritte vergessen, es geht also um die Förderung von Werten, Ideen, positiven Beispielen. Der Stiftung selbst wurde 2005 der Preis der Stadt Rom für den Frieden und die humanitäre Aktion verliehen und sie ist auch im gesamtstaatlichen Verzeichnis UNAR der Verbände und Stellen eingetragen, die berechtigt sind, Diskriminierungsbeschwerden vor Gericht zu vertreten. Für einige Jahre hat die Stiftung auch den Master in Friedensarbeit und Konflikt-Mediation in Bozen-Bologna mitgetragen. In der Stiftung gibt es einen Verwaltungsrat, ein wissenschaftliches Komitee, drei Mitarbeiter,  sowie zirka 230 „Freund_innen und Unterstützer_innen“ sowie in der Stiftung ehrenamtlich engagierte Menschen. 

Inwiefern ist es heute notwendig, die Ideen des vor beinahe 20 Jahren verstorbenen Alexander Langer eines offenen und solidarischen Europa wach zu halten? Sind sie mittlerweile nicht erfüllt? …mit dem Preis, der Stiftung, der Tagung sollten Langers Ideen in einem geeinten (?) Europa doch längst salonfähig sein?  … sollte  er mit diesen Visionen nicht auch einmal Ruhe finden dürfen?  

Wir sprechen eigentlich nie über Alexander Langer im Rahmen der Euromediterranea. Es geht hier nicht darum, im wortwörtlichen Sinn das “Erbe Langers” wachzuhalten, die Preisträger haben selbst mit Alexander Langer nichts zu tun. Aber sie hätten wohl Weg-Gefährten Langers sein können. In diesen 20 Jahren konnten wir durch die Preisträger_innen Menschen kennen lernen, welche für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, die Einhaltung der Menschenrechte und den Schutz der Umwelt einstehen, mitunter unter sehr gefährlichen Bedingungen und dabei ihr eigenes Leben riskierend. Wir als Stiftung sind mit den Erfahrungen und Geschichten der einzelnen Preisträger_innen gewachsen. Se zeigen, dass es nicht “eine” gleiche Antwort oder Lösung gibt, sondern viele. Und Engagement von “unten”, durch Bürger_innen, Einzelpersonen, Vereine, gibt es sehr viel… Da ist sehr viel Energie zu spüren. Wir werden dies auch im Rahmen der heurigen Euromediterraena zum Thema “Europa” und dessen aktuellen Herausforderungen vertiefen und laden alle Interessierte ein vorbeizuschauen, ins Kolpinghaus nach 18 Uhr, am 1. und 2. Juli. 

Jedes Jahr seit veranstaltet ihr die Euromediterranea, heuer zum 20. Mal, zu einem bestimmten Thema. Was erwartet ihr euch mit der Tagung zu bewirken? 

Die Euromediterranea findet seit 1997 statt, heuer wäre der Alexander Langer Preis, der in dessen Rahmen überreicht wird, zum 20. Male vergeben worden. Wir haben indes entschieden, diesen Anlass zu nutzen, um vergangene Preisträger_innen einzuladen um gemeinsam mit anderen Geladenen und den Teilnehmer_innen über den euromediterranen Raum und über Europa zu reflektieren. Mit der Euromediterranea möchten wir einen allen zugänglichen Raum zum Dialog und Austausch schaffen. Es ist ein Moment, der zum einen den Preisträger_innen Visibilität und Anerkennung gibt und sie in ihrer Arbeit bestärkt; gleichzeitig erlaubt er aber auch, konkrete Beispiele engagierter Menschen hier nach Bozen einzuladen und einen Austausch mit lokalen Gruppen, Vereinen, Institutionen zu ermöglichen. Die Euromediterranea ist auch ein Raum, in dem Erfahrungen von mutigen Minderheiten ausgetauscht werden können und woraus neue Vorschläge und Aktionen entstehen können. 
Vergangene Ausgaben der Euromediterranea hatten verschiedene Entwicklungen: Seit der Preis 2005 an Irfanka Pasagic aus Bosien-Herzegowina ging, ist das Partnerschaftsprojekt “Adopt Srebrenica” sowie ein Unterstützungsnetzwerk für Srebrenica in Italien entstanden, dem viele Gemeinden angehören. Die Euromediterranea 2014 und Preisvergabe an Boderline Sicilia verhalf der Schaffung eines Netzwerkes zwischen Akteuren, die im Menschenrechts- und Asylbereich tätig sind, und die Stiftung selbst hat sich auf lokaler Ebene am Brenner und zu Themen der Flüchtlingsaufnahme und Inklusion aktiviert.  
Für uns sind die Preisträger und Preisträgerinnen wertvolle „Signalgeber“ und „Alarmglocken“ geworden, um den Blick auf das zu lenken, was besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Es ist eine Gruppe von Menschen, die ein Bewusstsein für die tiefgreifenden Zusammenhänge besitzen, zwischen dem was “Zuhause“ und “in der Ferne“ geschieht. Im Programm der Euromediteranea heuer, unter anderem am 1. Juli ein runder Tisch zum Thema “Der Euromediterrane Raum aus verschiedenen Blickwinkeln“, wo unter anderem vergangene Preisträger_innen über die derzeitige Situation in Polen, Bosnien-Herzegovina, Somalien, Tunesien und Sizilien berichten werden. Am 2. Juli hingegen zum Thema “Für ein wünschenswertes Europa”. 

Welche Kriterien zählen bei der Auswahl der Alexander-Langer-PreisträgerInnen? Wie und wo spiegeln sich im einzelnen “das Erbe und die Ideen Alexander Langers” wider?  

Sie alle sind Persönlichkeiten und Vereinigungen, welche sich an vorderster Front für Frieden, Solidarität, Freiheit, für den Schutz der Menschenrechte und der Umwelt einsetzen. Personen, die das Talent haben zu wissen, wie in Konfliktsituationen zu agieren, im Sinne der Gewaltfreiheit und als Brückenbauer_innen. Sie zeichnen sich durch mutige Entscheidungen, unabhängiges Denken und starke soziale Einbindung aus, wodurch sie imstande sind, emblematische Situationen und neue Wege anzuzeigen. Das ist der rote Faden, der die Preisträger, die aber eine sehr “heterogene” Gruppe sind, wie man auch heuer bei der Euromediterranea sehen kann: 
Krzyzstof Czyzewski, der Borderland Foundation (Pogranicze = Grenzland) aus Polen (Alexander Langer Preis 2004), Ansprechpartner für Vereine und Institutionen, die den interreligiösen Dialog und antirassistisches Denken und Praxis fördern; 
Irfanka Pasagic, Psychiaterin und Präsidentin von Tuzlanska Amica aus Bosnien-Herzegowina, (Preisträgerin 2005);
der Trentiner Pfarrer Elio Sommavilla für das Dorfes Ayuub in Somalien (Preisträger 2008), ein Dorf das auf einer demokratischen Verwaltung basiert und versucht, die in der somalischen Gesellschaft tief verankerten Klüfte zwischen Stämmen, Kasten und Geschlechtern zu überbrücken; 
Bochra Bel Haj Hmida der Association tunisiennes des femmes democrates (ATFD)Alexander Langer Preis 2012 und ins Tunesische Parlament gewählt – ATFD ist die erste unabhängige Frauenbewegung in Tunesien, die sich für Demokratie und Gleichberechtigung der Frau einsetzt, sowie rechtliche Beratung bei Gewalt und Missbrauch leistet;
Alejandro Calzada Cárdenas für Borderline Sicilia (Alexander Langer Preis 2014), durch die Monitoring Arbeit und den Blog siciliamigranti ist der Verein ein zentraler Ansprechpartner für Informationen erster Hand hinsichtlich jeglicher Formen von Diskriminierung und Rassismus, welchen Migranten in Sizilien ausgesetzt sind.  

Was sind konkrete Vorhaben und Aktivitäten in den nächsten Monaten und 1–2 Jahren?

Wir erarbeiten stets einen Jahresplan; heuer finden sich darin die Euromediterranea, das Alexander-Langer-Archiv, Adopt Srebrenica und der Bereich “per una cultura dell’accoglienza”. Genaueres, auch der mehrjährige Aktionsplan, wird in der in Kürze bevorstehenden Vollversammlung gemeinsam diskutiert und definiert werden.  

Auf den Fotos: die geladen PreisträgerInnen zur Euromediterranea 2016: (1) Alejandro Calzada Cárdenas für Borderline Sicilia; (2) Bochra Bel Haj Hmida der Association tunisiennes des femmes democrates (ATFD); (3) Ayuub in Somalien; (4) Krzyzstof Czyzewski, der Borderland Foundation; (5) Irfanka Pasagic, Psychiaterin und Präsidentin von Tuzlanska Amica. (c) Fondazione Alexander Langer Stiftung

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