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Der internationale Alexander Langer Preis 2004 geht an die “Fundacja Pogranicze” von Sejny, Polen.

5.6.2004, Pressemitteilung
Pogranicze, Grenzland, terra di confine, borderland. Die Stiftung wurde 1990 in Sejny gegründet. Sejny ist ein Kleinstadt mit 6000 Einwohnern im nordöstlichen Polen, in der Nähe der litauischen Grenze. Ein Ort in dem Völker, Religionen und überlieferte Traditionen zusammentreffen. Ins Leben gerufen wurde die Stiftung von einer kleinen Gruppe von Kulturanimateuren, die in den 80er Jahren aktiv am Kampf der Solidarnosc-Bewegung teilgenommen haben und die in diesem scheinbar abgelegenen Ort eine geduldige Kleinarbeit und mühevolle Rekonstruktionsarbeit begonnen haben. Entgegen alteingesessenen Vorurteilen haben sie auch beschlossen, die Stiftung im zerstörten jüdischen Stadtteil anzusiedeln (wo vor dem Krieg 30 % der Bevölkerung lebte), die alte weiße Synagoge wieder aufzubauen (sie, als Nichtjuden!), die Nomadentraditionen sowie jene der orthodoxen Gläubigen wieder zu beleben und aufzuwerten sowie die kulturellen Spuren und das traditionelle Kulturgut der Minderheiten bis in die Ukraine, Litauen, Weißrussland und die russische Region um Kaliningrad zu rekonstruieren und zu erhalten.
Nach jahrelanger Forschungs-, Bildungs-, künstlerischer, theatralischer und musikalischer Arbeit ist die Stiftung Pogranicze mittlerweile ein wichtiger Bezugspunkt, vor allem in Mittel- und Osteuropa (aber auch in Bosnien, Kosovo, Makedonien, Albanien, Siebenbürgen, Bukovina), für Vereinigungen und Institutionen, die gegenüber den immer wieder auftretenden Versuchungen des Nationalismus, des Rassismus und des Antisemitismus wachsam sind oder sich für einen religionsübergreifenden Dialog einsetzen.
Davon zeugen das Dokumentationszentrum für Künste, Kulturen und Länder, die Europäische Schule, das Café Europa, ein Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle, die Theaterwerkstatt und die Klezmer-Musikband, ein Verlagshaus und die Zeitschrift „Krasnógruda“, benannt nach der naheliegenden Ortschaft, in der das Landhaus steht, dass der Literatur-Nobelpreisträger Czeslaw Milosz von 1980, deren Freund und geistiger Vater, gestiftet hat und in dem sie beabsichtigen, ein internationales Kulturzentrum für den Dialog zwischen den Kulturen einzurichten.

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Stiftung Pogranicze steht das Thema der Grenze, von dem auch die Geschichte Polens geprägt ist. Mehrmals besetzt und befreit, mit beweglichen und ungewissen Grenzen, die nach dem Zweiten Weltkrieg einige hundert Kilometer ostwärts verschoben wurden, musste es demzufolge Massenauswanderungen und Neuansiedlung der Bevölkerung erleiden. Infolge der Abwanderung oder der Ausweisung des größten Teils der Deutschen im Westen und der Weißrussen und Ukrainer im Osten, der Umsiedlung der polnischen Bevölkerung von den an die Sowjetunion abgetretenen östlichen Gebieten in die von Deutschland „zurückeroberten“ westlichen Gebiete, der Verfolgung und der Vertreibung nahezu aller Juden, war Polen ein weitaus ethnisch homogenes Land, was nach außen hin im Allgemeinen als friedensbringend und Gleichgewicht fördernd galt.
Pogranicze wollte hingegen den umgekehrten Weg gehen und hat genau ein Grenzgebiet als Niederlassungsort gewählt. Sie ist dabei dem Prinzip gefolgt, dass das Zusammenleben verschiedener Völker, Traditionen und Glaubensrichtungen kein Problem oder Schwierigkeiten mit sich bringt, sondern eher eine Bereicherung für alle darstellt.
Für weitere Informationen: http://www.pogranicze.sejny.pl
E-Mail: fundacja@pogranicze.sejny.pl Tel.+ Fax 0048 87 516 27 65

Der Preis wird am 4. Juli 2004 um 11.30 Uhr - im Rahmen der Euromediterrana 2004, „Europa der 25, Beispiel Polen“ – übergeben, wobei für die Stiftung Pogranicze deren Direktions- und Gründungsmitglieder Crzyzstof Czyzewski, Malgorzata Sporek-Czyzewska, Bozena Szroeder, Wojciech Szroeder anwesend sein werden, begleitet von der Klezmer Band von Sejny.

Der Präsident:
Helmuth Moroder

Das Wissenschafts- und Garantiekomitee der Alexander Langer Stiftung, welches über die Preisvergabe entschieden hat: Renzo Imbeni (Präsident), Gianni Tamino (Vizepräsident), Anna Bravo, Ursula Apitzsch, Patrizia Failli, Annamaria Gentili, Liliana Cori, Pinuccia Montanari, Margit Pieber, Alessandra Zendron.


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