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Der Alexander Langer Preis geht im Jahr 2012 an die Organisation Tunisienne des Femmes démocrates. Die Begründung

19.3.2012, begründung

25.-30. Juni 2012 - Besuch der Preisträgerinnen in Italien: http://www.alexanderlanger.org/de/83/gal/132

Die Organisation Association tunisiennes des femmes democrates (ATFD) arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren im Bereich der Anerkennung der Menschenrechte, in diesem Rahmen besonders der Rechte der Frauen.

Die ATFD wurde im Jahr 1989 in einem Moment einer kurzen politischen Öffnung des Landes, von einer Frauenbewegung  gegründet, die schon seit mehreren Jahrzehnten aktiv tätig war. Obwohl die Situation der Frauen in Tunesien viel besser war als in anderen Ländern des Mittelmeerraumes, war es notwendig, der Instrumentalisierung der Frauenfragen, wie sie der Staat wollte, mit einer positiven Aktion entgegenzutreten und die Leere in den Programmen der demokratischen Oppositionsparteien die Gleichstellung der Frau betreffend auszufüllen.

Die ATFD war die erste unabhängige Frauenbewegung, welche die Gleichberechtigung der Frau und die Staatsbürgerschaft, unter Einbeziehung der demokratischen Grundsätze und der Trennung von Religion und Staat, behandelte. Die Organisation konnte auch, dank verschiedener Überlegungen mit anderen Bewegungen des Magrhreb und des Mittelmeerraumes, eine klare Trennung zwischen den Rechten der Frauen und den Menschenrechten auf der einen Seite machen, der Gleichheit vor Gericht und der Demokratie auf der anderen Seite. Die ATFD verbindet den Kampf für die Rechte der Frauen und den Kampf um Demokratie miteinander.

Während der Diktatur hat die ATFD, in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, welche sich auch für die Menschenrechte einsetzen, die Anwendung der internationalen Konventionen ins Zentrum ihrer Arbeit gestellt, im speziellen der CEDAW ( Konventionen der Vereinten Nationen zur Abschaffung aller Formen der Diskriminierung der Frauen). Tunesien sollte die eigenen Vorbehalte, welche in diesen Jahren unter Druck der konservativen Kräfte entstanden sind, den Konventionen  gegenüber aufgeben.

Ein weiterer wichtiger Kampf war jener für die Anwendung des Code du statut personnel. Dieser wurde im Jahre 1956 eingeführt und hat den tunesischen Frauen viele Rechte gegeben, unter anderem das Recht sich scheiden zu lassen, lange bevor dies in anderen Ländern erlaubt war.

Die Organisation hat  sich auch mit grundlegenden Themen auseinandergesetzt, wie mit der Gewalt gegenüber Frauen, der Diskriminierung beim Erbe und der Armut, welche in einem bestimmten Ausmaß vor allem Frauen betrifft. Für diese Themen hat sich die ATFD, unabhängig vom Regime, eingesetzt, dafür mussten sowohl die Organisation wie auch die einzelnen Mitarbeiterinnen unter Unterdrückung leiden.

Im Jahre 1993 wurde ein Zentrum für Frauenfragen gegründet, hier bekommen die Frauen psychologische und rechtliche Unterstützung. (Centre d'écoute et d'orientation des femmes victimes de violences). Weiters wurden Umfragen und Untersuchungen durchgeführt, welche für die ausführenden Instanzen, wie den politischen Parteien und den internationalen Organisationen bestimmt sind.

Die ATFD setzt sich noch für folgendes ein:

-     den Kampf gegen sexuelle Belästigung in Schulen und an Arbeitsplätzen

-     einer Kampagne für die Gleichstellung bei einer Nachfolge

-     der Gründung der feministischen Universität Ilhem Marzouki (2009), als Ort des Austausches und der Begegnung im Namen der Frauen

-     für die freie Meinungsäußerung und die Pressefreiheit

-     für das Recht auf Bildung und Arbeit, im speziellen für die arbeitslosen Universitätsabgänger (einer der wichtigsten Themen der jüngsten Revolution).

Die Organisation, der ca. 200 Frauen angehören, arbeitet vor allem in Tunis, da während der Diktatur der Zugang zu den Provinzen stark behindert wurde. Dieser Umstand hat sie nicht daran gehindert im Jahre 2008 den Aufstand der Minenarbeiter in Gafsa zu unterstützen.

Während der Revolution hat die Organisation ihre Tore geöffnet und wurde ein Bezugspunkt für Organisationen, welche sich mit den Menschenrechten befassten und das trotz verstärkter Kontrollen durch die Polizei. Vor, während und nach den jüngsten Wahlen hat die Organisation die Überwachung der Medien unterstützt.

Während des Übergangs zur Demokratie, der zur Zeit stattfindet, kämpft die ATFD sowohl innerhalb der Institutionen als auch auf dem Land für die Rechte, welche sie bis jetzt erworben hat und für die eigenen Ziele.

Der Preis der Alexander Langer Stiftung an die Association tunisienne des femmes démacrates will diesen langen und mutigen Weg im Kampf um die Frauen- und Menschenrechte anerkennen. Diese Organisation ist eine der wichtigsten in diesem Bereich in Tunesien. Weiters soll damit unterstrichen werden, wie wichtig der Kampf der Frauenrechte für einen Übergang zur Demokratie ist.  Das wäre auch im Sinne Alexander Langers gewesen. Für ihn spielte Italien eine wichtige positive Rolle im euromediterranen Raum, als Treffpunkt und Vermittler von Kulturen und Völkern. Der neue arabische Frühling scheint, trotz verschiedener Widersprüche und Konflikte, große Hoffnungen und  Möglichkeiten zu bieten, neue Formen des Zusammenlebens von Völkern , wie sie auch Langer erträumte, zu finden, in denen man friedlich zusammenlebt und die Umwelt respektiert. In der Hoffnung dass der Mittelmeerraum nicht als „Raum der Sehnsucht oder als verlorenes Paradies“ in Erinnerung bleibt, sondern dass sich die Bevölkerung dieses Bereiches das gemeinsame kulturelle Erbe zurückgewinnt und es erhält. 

 

Der Präsident des wissenschafltichen Komitees: Fabio Levi

Der Präsident der Stiftung: Enzo Nicolodi

 

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der  Stiftung Südtiroler Sparkasse zur Verfügung gestellt


Das wissenschafliche Komitee der Stiftung: Fabio Levi (Präsident), Anna Maria Gentili (Vizepräsidentin), Andrea Lollini, Anna Bravo, Bettina Foa, Maria Bacchi, Francesco Palermo, Gianni Tamino, Christoph Baker, Massimo Luciani, Grazia Barbiero, Karin Abram, Paolo Bergamaschi, Mao Valpiana, Marco Onida, Margit Pieber, Marianella Sclavi, Marijana Grandits, Pinuccia Montanari, Roberto De Bernardis, Roland Benedikter.

berg_ndung_Preis2012-dt.doc (271 KB)
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