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Der internationale Alexander-Langer-Preis 2010 geht an die Stiftung Stava 1985 Onlus - Begründung

5.7.2010

Am 19. Juli 1985, kurz nach Mittag, zerstörte eine plötzliche Schlammlawine das Stavatal (ein Seitental des Fleimstals in der Provinz Trient) und riss 268 Menschen (Frauen, Männer, Kinder) in den Tod. Ausgelöst wurde die Katastrophe durch den Bruch der Absetzbecken des Fluorit-Bergwerks. Die Tendenz, elementarste Arbeitssicherheitsbestimmungen zu ignorieren und die Umwelt wie eine Ware zu behandeln – eine Unart, die in den Jahren des industriezentrierten Wirtschaftswunders besonders florierte –, schlug damit eine tiefe und nicht wieder gut zu machende Wunde in die Ortsgemeinschaft von Stava und in jene der getöteten Touristen. 

Auch 25 Jahre nach dem Ereignis beschäftigen uns die zwischenmenschlichen, die kulturellen und die politischen Zusammenhänge dieser Katastrophe und ähnlicher Tragödien, die sich vor- und nachher auf der ganzen Welt ereigneten. Der Prozess, der zwar mit leichten und dennoch wichtigen Schuldsprüchen und mit einem Schadensersatz für die Opfer endete, brachte den genauen Verlauf der Ereignisse, viele der Verantwortlichen sowie die Mitschuld der Nachfolge-Unternehmen und der Behörden wegen unterlassener Kontrollen ans Tageslicht. Dies war aber nur ein erster notwendiger Schritt, um einerseits den sinnlosen und letztlich selbstzerstörerischen Umgang mit der Umwelt und die wiederholte Unterordnung der Natur unter kurzfristige Partikularinteressen stärker ins Bewusstsein zu rücken und andererseits eine Wende im Umweltverhalten der Menschen und der Politik zu erwirken.

Um diese Themen in den Vordergrund zu rücken, arbeitet die Stiftung Stava 1985, die mit dem Ziel gegründet wurde, die Auswirkungen und Folgen der Katastrophe bestmöglich zu bewältigen, mutig und nachsichtig in verschiedene Richtungen:- sie bewahrte das Gedenken an die Opfer, unter denen auch zahlreiche Touristen waren und trug dazu bei, die Schmerzen der Familienangehörigen, der Hinterbliebenen und der ganzen Talgemeinschaft zu lindern, indem sie die Ereignisse und ihre Ursachen gründlich erforschte, dabei aber in Hinblick auf das Leid, die quälenden Erinnerungen und die Gefühlslage der Betroffenen sehr behutsam und sensibel vorgingen;- sie entwickelte eine rege und zukunftsorientierte Bildungstätigkeit, die sich in erster Linie an die Jugend richtet. Dazu wurde ein vielseitiges Angebot ausgearbeitet, das von Führungen an den Schauplätzen der Katastrophe bis hin zu einem Masterkurs in Geotechnik reicht;- sie rief verschiedene Gemeinschaftsprojekte ins Leben, mit dem Ziel, die Erfahrungen von Stava mit vergleichbaren Situationen und Ereignissen in Italien und anderen Ländern zu verknüpfen. 

Außerdem sei hervorgehoben, dass sich die Tätigkeit der Stiftung Stava 1985 besonders am Sachlichen und Konkreten orientiert. In ihrer Arbeit geht es der Stiftung weniger darum, prinzipielle Wahrheiten zu predigen, als vielmehr um Bewusstseinsbildung, um die Ausarbeitung von Studien und die Verbreitung von Erkenntnissen und Erfahrungswissen über die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt und über das Verhältnis zwischen schonender Wassernutzung und Schutz des Gebietes. 

Dieser beharrliche, konkrete und andauernde Einsatz der Stiftung steht im Einklang mit dem Handeln und Wirken von Alexander Langer, der damals als Regionalratsabgeordneter kurz nach Beginn der Strafuntersuchung mit besonderem Nachdruck Nachlässigkeiten und Zögerungen anzeigte und sich für das Recht der Opfer und der Hinterbliebenen auf Wahrheit und Gerechtigkeit einsetzte. Gleichzeitig nahm er die Katastrophe von Stava zum Anlass, um auf eine dringend notwendige ökologische Wende der Wirtschaft, unseres Lebensstils und Konsumverhaltens hinzuweisen. “Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geliehen”, meinte Langer anlässlich der Eröffnung der „Messe der konkreten Utopien“ in Città di Castello, deren erste Veranstaltungsreihe die Grundelemente Wasser, Erde, Luft und Feuer im Mittelpunkt hatte. 

Mit diesem Preis möchte die Alexander-Langer-Stiftung 25 Jahre nach der schrecklichen Katastrophe von Stava die Stiftung Stava 1985 – und damit gewissermaßen eine ältere Schwester der Lnger-Stiftung – für ihr Engagement und ihr tatkräftiges Bemühen um ein aktives Gedenken an die Tragödie auszeichnen. Mit ihrer Arbeit setzt sich die Stiftung Stava dafür ein, dass die Fehler von damals nicht mehr wiederholt und neue Wege gefunden werden, die im Einklang mit den Menschenrechten und den Rechten der Natur stehen. 

pro dialog