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Sebastian Illing in Kosovo: Jung, unabhängig, arbeitslos

25.2.2008, Der Standard
Jeder Zweite im Kosovo ist unter 25 - Mehr als die Hälfte davon hat keine Arbeit - Ein Jugendzentrum in Rahovce/Orahovac will Jugendlichen Mut machen
Am Sonntag vor zwei Wochen, als sich das Kosovo unabhängig erklärte, war Afrim Melicevic zu Hause vor dem Fernseher. Und ganz sicher ist sich der 32-jährige noch nicht, was er von dem neuen Staat halten soll, aber „ die Unabhängigkeit musste eines Tages kommen. Es war nur eine Frage der Zeit.“ Afrim Melicevic leitet ein Jugendzentrum in der rund 23.000 Einwohner zählenden Kleinstadt Rahovce im Südwesten des Kosovo. Die serbische Minderheit, rund 1,7 Prozent der Einwohner, nennt die Stadt Orahovac. Die sprachliche Teilung spiegelt sich auch im Ortsbild wieder: Im oberen Stadtteil leben überwiegend Serben und Roma, die mit 1,1 Prozent der Einwohner zweitgrößte Minderheit. Den unteren Teil bewohnen die Kosovo-Albaner. Unter diesen Rahmenbedingungen nimmt sich Melicevic gemeinsam mit zehn Kollegen den Problemen der Jugendlichen an.

 

„Auch die jungen Kosovo-Albaner haben die Unabhängigkeit gefeiert“, beschreibt er die Situation. Die serbische Minderheit war weniger euphorisch. Froh waren alle, dass es ruhig geblieben sei in der Stadt. Die Minderheit der Kosovo-Roma hätte sich nicht besonders um die Gründung des neuen Staates gekümmert. „Ihre Hauptsorge gilt der wirtschaftlichen Situation, die Unabhängigkeit des Kosovo ist da eher nebensächlich“, so die Einschätzung von Melicevic.

In den Tagen vor der Unabhängigkeitserklärung seien weniger Jugendliche ins Jugendzentrum gekommen, so Melicevic. Er führt das darauf zurück, dass viele Eltern ihre Kinder für einige Tage aus dem Kosovo schickten, aus Angst, dass etwas passieren könnte. Die Sorge hat sich aber als unbegründet herausgestellt und so erwartet Melicevic, dass sich das Zentrum in den kommenden Tagen wieder füllen wird und der Alltag mit all seinen Herausforderungen wieder Einzug hält.

Hauptproblem Arbeitslosigkeit

„Die Arbeitslosigkeit ist das Hauptproblem“, erzählt Melicevic, der ausgebildeter Mediziner ist und über Umwege zur Jugendarbeit kam. Im Kosovo sind 65 Prozent der Jugendlichen ohne Arbeit. Und Rahovce/Orahovac ist eine junge Stadt: jeder Zweite ist unter 25 Jahre alt. Ohne die Möglichkeit etwas zu verdienen und sich selbst ein eigenständiges Leben aufzubauen wächst im Kosovo eine Generation Jugendlicher heran, deren Überlegungen sich darum drehen, wie sie am besten aus ihrem Land raus könnten – vielleicht nach Deutschland oder gleich in die USA. Sie verlieren auch die Motivation zu lernen, eine Ausbildung zu machen, erzählt Melicevic. „Viele denken sich, warum soll ich Medizin oder Wirtschaft studieren, ich finde doch keinen Arbeitsplatz.“

Diese Einstellung zu ändern, den Jugendlichen zu erklären, dass eine Ausbildung Sinn macht, ist eines der Ziele, die sich das Team des im Jahr 2000 von der deutschen NGO „Schüler Helfen Leben“ (SHL) gegründeten Jugendzentrums gesetzt haben. Es soll ein Karriere-Zentrum geben, wo Informationen über Jobs, Ausbildungsmöglichkeiten oder Stipendien angeboten werden. Die Arbeitslosigkeit wird deswegen nicht dramatisch sinken, aber die Jugendlichen sollen wissen, welche Möglichkeiten sie haben, und dass es sich lohnt, sich für diese Möglichkeit einzusetzen.

Außerdem werden verschieden Kurse angeboten: Sprachen, Gitarre, Computer. Auch ein Magazin namens „Ventilator“ erscheint – geschrieben wird auf serbisch und albanisch. Das Jugendzentrum hat Standorte in beiden Stadtteilen. Aber allein die Eignung der Räumlichkeiten ist ausschlaggebend dafür, was wo stattfindet. Es gibt keine getrennten Kurse für Kosovo-Serben und Kosovo-Albaner. „Das funktioniert gut“, erzählt der 27-jährige Deutsche Sebastian Illing, der sich noch bis Ende Juli dieses Jahres als freiwilliger Helfer bei dem Projekt engagiert. Anfangs gäbe es zwar immer ein bisschen Skepsis, „aber das ist nicht anders, als bei anderen Jugendlichen, die sich nicht kennen“, meint Illing. Es ist das Ziel des Zentrums multiethnisch zu arbeiten. Auch das Team besteht aus Kosovo-Serben und Kosovo-Albanern. „Wir sind hier ein Team, das zusammenarbeitet. Ethnische Unterschiede machen wir nicht“, beschreibt Melicevic die Arbeitsumgebung.

Die meisten Jugendlichen, die ins Jugendzentrum kommen sind zwischen 14 und 18 Jahre alt und Schüler aus dem nahen Gymnasium. Wie viele insgesamt kommen ist schwer zu sagen. Illing: „Die Fluktuation ist hoch. Es gibt einen festen Kern von zehn bis 20 Leuten. Manchmal sind aber auch 50 oder 100 hier. Das kommt auf die jeweilige Veranstaltung an.“

Volksfeststimmung

Am Tag der Unabhängigkeitserklärung war auch Illing ein wenig besorgt, ob alles ruhig bleiben würde. Er ist zwischen den Stadtteilen gependelt, hat sich im Internet über die aktuelle Situation informiert und sich mit den Jugendlichen unterhalten, die er auf seinen Wegen getroffen hat. Illing erzählt von einer geteilten Stadt: Während im albanischen Teil die Menschen auf der Straße feierten, war es in der oberen Stadt „wirklich ruhig“ berichtet Illing. "Die Woche allgemein war normale Routine."

Die Woche nachdem das Kosovo ein eigener Staat wurde sei generell sehr ruhig verlaufen. Illing berichtet von einem Besuch in einem Lokal Mitte der Woche. Die TV-Übertragung eines Fußball-Matches bestimmte die Unterhaltung – auch in der Pause, als die Nachrichten liefen. (mka, derStandard.at, 25.2.2008)

 

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