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Irfanka Pasagic ist die Alexander-Langer-Preisträgerin 2005

6.5.2005
Der mit 10.000 Euro dotierte Alexander-Langer-Preis geht in diesem Jahr an Irfanka Pasagic. Im Rahmen der heutigen Pressekonferenz hat Helmuth Moroder, Präsident der Fondazione Alexander Langer Stiftung, im Beisein Gerhard Brandstätters, Präsident der Stiftung Südtiroler Sparkasse und dessen Vize-Präsidenten, Sandro Angelucci, sowie der Gastrednerin Vesna Terselic, Vertreterin des Veroma Forums und Mitbegründerin der Antikriegskampagne Zagreb die Preisträgerin gekannt gegeben.

Der Alexander-Langer-Preis wird heuer erstmals von der Stiftung Südtiroler Sparkasse gestiftet.

Der unabhängige Wissenschafts- und Garantiebeirat der Alexander-Langer-Stiftung hatte Pasagic einstimmig am 22.1.2005 zur Preisträgerin gewählt worden.

1953 in Srebrenica geboren, studierte Irfanka Pasagic zunächst in Sarajewo und Zagreb, wo sie sich auf Psychiatrie spezialisierte, bevor sie in ihre Heimatstadt zurückkehrte, um dort zu arbeiten. Sie wurde deportiert, als im April 1992 die ersten ethnischen Säuberungen durchgeführt wurden, die im Völkermord um Srebrenica gipfeln sollten, und erreichte nach erheblichem Leid mit einigen Tausenden Vertriebenen die bosnische Stadt Tuzla.
Hier gründete sie mit der Unterstützung des seit 1993 aktiven internationalen Netzwerks „Ponti di donne tra i confini“, das aus dem gemeinsamen Einsatz einiger engagierter Frauen von „Spazio Aperto“ aus Bologna und aus Ex-Jugoslawien geboren wurde, „Tuzlanska Amica“. Mit der Unterstützung einiger Organisationen der Emilia Romagna und Ligurien konnte das Zentrum in den vergangenen Jahren Fernadoptionen für weit mehr als 850 Kinder vermitteln. „Tuzlanska Amica“ ist eines der wenigen Zentren, die traumatisierten Frauen, Kindern und Männern psychologische und medizinische Hilfe, sowie soziale und rechtliche Beratung leisten.
Doch mit den Fernadoptionen wird nicht bloß wertvolle finanzielle Hilfe gesammelt und verteilt. Die Adoptiveltern werden ständig über körperliche und seelische Verfassung, persönliche und schulische Fortschritte informiert. Sie werden ermutigt, ihre Schützlinge in Tuzla zu besuchen oder sie auf einen Erholungsurlaub zu sich einzuladen.
Mithilfe der niederländischen Organisation „Mala Sirena“, konnte Irfanka Pasagic ein weiteres ihrer wichtigen Vorhaben verwirklichen: sie gründete eine mobile Hilfsgruppe, die unter den über 250.000 Flüchtlingen, die auf dem Land zwischen Tuzla und Srebrenica verstreut in oftmals sehr prekären Verhältnissen leben, jene aufsuchen und betreuen, die im Verborgenen leben, aber oft am Schwersten betroffen sind. Nach einer ersten humanitären Hilfeleistung prüft die Gruppe, ob in der Familie auch besonders empfindsame Mitglieder leben, die eine zusätzliche psychologische Betreuung erfahren sollen.

Irfanka Pasagic arbeitet auch am Projekt “Promoting a Dialogue: Democracy cannot be built with the hands of broken souls“, das den interethnischen Dialog mit dem Ziel fördert, das „verschwörerische Schweigen“ zu brechen. Denn Schweigen trägt maßgeblich dazu bei, dass sich Traumata und Konflikte von Generation zu Generation wiederholen. Das Projekt steht unter der Leitung Yael Danielis, eine in New York lebende Psychologin und Traumatologin, die als Beraterin der UNO tätig war und in verschiedenen Ländern, wie z.B. Rwanda, Untersuchungen durchführte.
Unter demselben Zeichen steht Pasagics Zusammenarbeit mit dem Verein „Women of Srebrenica“ und vielen anderen Menschen, darunter auch Vjosa Dobruna aus dem Kosovo und Natasa Dobruna aus Belgrad, Alexander-Langer-Preisträgerinnen 2000, deren Arbeit auch auf diesen Bereich fokussiert ist.
Die Vertriebene Pasagic hat es vom Beginn ihrer Tätigkeit an verstanden, den Flüchtlingen eine angemessene Hilfeleistung zu bieten und sich durch Sensibilität und Überlegtheit hervorgehoben. Sie ließ den NGOs ständige Aufmerksamkeit zukommen (indem sie sich beispielsweise im Rahmen der Frauenhilfsprojekten dafür einsetzte, dass auf die Kinder nicht vergessen werde und die Notwendigkeit geeigneter Hilfseinrichtungen auch für Männer aufzeigte), schob stereotyper Rhetorik einen Riegel vor und sparte auch in den eigenen Reihen nicht mit Kritik. Begriffe, wie „Serben“, „Kroaten“, „Bosniaken“ finden in ihrer Sprache kaum Verwendung. Jeder einzelne Mensch, so Pasagic, hat seine Tat selber zu verantworten. Tausende Schreckensgeschichten hat sie angehört, in den vielen Jahren, die sie nun schon mit traumatisierten Frauen und Kindern arbeitet. Doch, nachtragend sind ihre Worte nie, selbst dann nicht, wenn sie von den Menschen spricht, die ihr Haus besetzten. „Bestimmt sind sie auch vertrieben worden“, erklärt Pasagic.

Wird sie gefragt, wie die Lage in Bosnien sei, so antwortet sie: „Komm her, schau’s dir an“. Gespannt wartet sie dann auf die Eindrücke ihrer Gäste oder der jungen Freiwilligen, die sie unterstützen, unermüdlich geht sie auf die vielen Fragen ein und nimmt die Betroffenheit der besonders Empfindsamen wahr.
Mit diesem Preis will die Stiftung die notwendige Reflexion über den Völkermord in Srebrenica anregen und im Geiste Alexander Langers Weg beschreiten, der in ihm die Überzeugung erstarken ließ, für ein interethnisches Tuzla einzutreten.

Er wird Irfanka Pasagic am 1. Juli 2005 im Rahmen des Internationalen Festivals Euromediterranea überreicht.

Irfanka Pasagic: c/o Tuzlanska Amica, Hasana Kikica, 1, 75000 Tuzla (BiH)
tel. 00387 35 256014 fax 312321 Mail: tz-amica@bih.net.ba
Weitere Infos unter siti di adottando www.dottando.org, arcimacondo www.arcimacondo.net , macondo3 www.macondo3.org, Una città www.unacitta.ir, osservatorio dei balcani www.osservatoriobalcani
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